25. Oktober 2023 Lesezeit: 9 Min.
Burnout – Was kann der Partner tun?
Vera Blauth
Burnout ist eine Erkrankung, unter der nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch ihre Angehörigen leiden. Für Angehörige ist es häufig schwer, zu wissen, wie sie am besten helfen können. Menschen, die ausbrennen, haben vorher mit Leidenschaft für etwas gebrannt. Den Angehörigen begegnet im Burnout daher ein Mensch, den Sie so kaum kennen.
In diesem Blogbeitrag wollen wir einige praktische Tipps und Hilfestellungen für Angehörige von Menschen im Burnout geben.
Verstehen, was Burnout ist
Je besser Sie die Hintergründe verstehen, umso eher wird es Ihnen gelingen, adäquate Unterstützung anzubieten. Kurz: Burnout ist ein Zustand von emotionaler, geistiger und körperlicher Erschöpfung, der oft durch lang andauernden Stress verursacht wird (siehe auch unseren Blogbeitrag: Wie erkenne ich einen Burnout?). Ein Burnout tritt oft bei Menschen auf, die unter hohem Druck arbeiten oder hohe Erwartungen an sich selbst haben. Im privaten Umfeld äußert sich dies häufig durch Zynismus und eine reduzierte Lebenslust.
Unterstützung anbieten
Ihre Unterstützung anzubieten kann bedeuten, dass Sie zuhören, wenn Betroffene reden möchten. Ebenso können Sie bei der Bewältigung von alltäglichen Aufgaben helfen. Sie können auch gemeinsame Aktivitäten initiieren, um Stress abzubauen und die Stimmung zu verbessern. Wichtig ist, Betroffene nicht zu verurteilen oder zu kritisieren. Betroffene leiden bereits ausreichend an ihrer Situation.
Vielleicht erleben Sie aber auch, dass Ihr/e PartnerIn für Ihre Hilfsangebote gar nicht mehr offen ist, sondern diese eher als Angriff erlebt und Ihnen Vorwürfe macht. Suchen Sie dann schnellstmöglich professionelle Hilfe.
Bedenken Sie:
Sie sind PartnerIn oder Angehörige/r und damit nicht TherapeutIn der/des Betroffenen. Und Sie sind Teil des Systems. Ggf. triggern Sie Ihren Gegenüber mit bestimmten Verhaltensweisen, ohne, dass Sie dies wollen. Dies kann Ihr Lachen sein, auf das der/die Betroffene aggressiv oder depressiv reagiert. Ihr Lachen hält einer/einem Betroffenen ggf. den Spiegel vor und macht umso deutlicher, dass er/sie das gerade selbst überhaupt nicht hinbekommt. Sie können aber nicht in Trauer und Trübsal versinken, nur um den/die Betroffene/n zu schonen. Eine professionelle Unterstützung ist daher meist unerlässlich.
Geduld haben
Es kann Wochen oder sogar Monate dauern, bis sich der Zustand verbessert. Es ist wichtig, dass Sie Betroffenen Zeit und Raum geben, sich zu erholen und neue Verhaltensmuster zu erlernen. Setzen Sie Betroffene daher nicht unter Druck. Das erfordert enorm viel Geduld und Verständnis von Ihnen, da Sie meist schon Arbeitsschritte im Alltag abfedern und auch Stimmungen abfangen oder abbekommen. Gerade wenn es sich um den/die PartnerIn handelt, leiden Sie vermutlich auch mit ihm/ihr mit.
Wenn dann noch Kinder im Spiel sind, wird es besonders kniffelig, da Kinder meist nicht verstehen, warum der Papa/die Mama seit Langem schon keine Lust mehr hat, mit ihnen zu spielen, sich zurückzieht oder auch ruppiger reagiert. Meistens versuchen PartnerInnen, die Kinder aus der Schusslinie zu nehmen. Ein offener, altersgerechter Umgang mit der Thematik kann hilfreich sein.
Sich selbst schützen
Ein Burnout hat auf Sie als Angehörige/r Auswirkungen. Und diese sind nicht zu unterschätzen. Die Thematik wird nach außen von Betroffenen meist lange verschleiert. Betroffene versuchen, sich nach außen möglichst wenig anmerken zu lassen.
Nach innen (z.B. in die Familie hinein) sorgen Sie als Angehörige/r dafür, dass das System weiter funktioniert. Sie federn Vieles ab. Sie fangen Stimmungen ab, übernehmen Aufgaben für die/den anderen mit und leben in einem Umfeld der negativen Energie.
Ist die Thematik irgendwann dann doch im Umfeld bekannt, wird sich kaum jemand nach Ihrem Befinden erkundigen. Vielmehr werden Sie noch Auskunft geben sollen, wie es dem/der Betroffenen geht, dabei leiden Sie ja selbst auch unter der Situation. Und damit stehen Sie in der Zwickmühle zwischen dem Wunsch, die eigenen Empfindungen offen aussprechen zu dürfen und dem Wunsch, den anderen zu schützen, auch wenn es Ihre eigene Kraft kostet.
Mit dem Wissen, um dieses Konstrukt:
Achten Sie darauf, sich selbst nicht zu überfordern!
Schaffen Sie sich Momente des eigenen Auftankens!
Setzen Sie Grenzen und teilen Sie diese auch mit!
Sie können niemandem mehr helfen, wenn Sie dem anderen auf seinem Weg in den Burnout folgen!
Hilfe suchen
Wenn Betroffene bereit sind, Hilfe in Anspruch zu nehmen, können Sie bei der Suche nach qualifizierten BeraterInnen oder TherapeutInnen unterstützen. Siehe auch unseren Blockbeitrag: Menschen mit Burnout helfen
TherapeutInnen und Coaches, die Erfahrung im Umgang mit Burnout-Betroffenen haben, können auch Ihnen als Angehörige/r helfen, die Situation zu bewältigen.
Vielleicht finden Sie in Ihrem Umfeld auch eine Unterstützungsgruppe für Angehörige von Menschen im Burnout, um sich auszutauschen.
Zusammenfassung
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass in einem Burnout nicht nur die Betroffenen selbst leiden, sondern auch ihre Angehörigen. Angehörige können helfen, indem sie Gespräche anbieten, geduldig sind, unterstützen, Hilfe von Profis suchen, Verständnis zeigen und gemeinsame Lösungen finden. All dies gelingt nur, wenn der/die Betroffene das auch in Anspruch nehmen will.
Sie sollten als Angehörige/r bei allen Unterstützungsangeboten aber auch immer auf sich selbst achten! Manchmal fühlt sich das vielleicht so an, als würde man den Anderen im Stich lassen. Ihn/Sie mit der Situation gerade mal allein lassen. Es ist aber keine Achtlosigkeit mit dem Anderen, sondern ein achtsamer Umgang mit sich selbst.
Und es kostet Mut, in einer solchen Situation nicht nur auf den/die PartnerIn zu achten, sondern auch achtsam mit sich selbst zu sein.